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Explosion in der Türkei Minister spricht von Bombenanschlag

Es war offenbar kein Trafo-Defekt, sondern ein Bombenanschlag: Die Explosionen auf einer Kundgebung der prokurdischen Partei HDP in der Türkei sind nach Angaben eines Regierungsmitglieds durch Sprengstoff ausgelöst worden.
Detonation in Diyarbakir: Mit "hoher Wahrscheinlichkeit" TNT verwendet

Detonation in Diyarbakir: Mit "hoher Wahrscheinlichkeit" TNT verwendet

Foto: Demotix/ Aurore Belot

Bei den tödlichen Explosionen während einer Veranstaltung der prokurdischen Oppositionspartei HDP in Diyarbakir hat es sich offenbar um einen Anschlag gehandelt. Das bestätigte Agrarminister Mehdi Eker nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu. Bei der ersten Explosion am Freitag in der südosttürkischen Stadt habe es sich mit Sicherheit um den Sprengstoff TNT gehandelt. Bei der zweiten Explosion sei mit "hoher Wahrscheinlichkeit" TNT verwendet worden. Dem Sprengstoff seien Kugeln beigefügt worden.

Bei den Detonationen starben nach Angaben von Ärzten und Polizei mindestens drei Menschen. Mindestens 220 weitere Menschen wurden nach Angaben demnach zum Teil lebensgefährlich verletzt. Teilnehmer an der Veranstaltung in Diyarbakir waren bereits früh von einem Bombenanschlag ausgegangen. Ein Augenzeuge, der selbst schwer verletzt wurde, berichtete, er habe nach der Explosion Metallsplitter gesehen. Auch Krankenschwestern bestätigten der Nachrichtenagentur dpa, dass sie Splitterwunden behandeln mussten.

Die Nachrichtenagentur Anadolu hatte zunächst gemeldet, ein Trafo sei explodiert. Energieminister Taner Yildiz schloss einen Transformator-Defekt nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA aber aus. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hat die tödlichen Explosionen in der Kurden-Metropole Diyarbakir kurz vor der Parlamentswahl als "Angriff auf die Demokratie" verurteilt.

Die Explosion ereignete sich kurz vor einer Rede von HDP-Chef Selahattin Demirtas. Am Donnerstag hatte es bei einem Wahlkampfauftritt von Demirtas in Erzurum im Norden des Landes Randale zwischen HDP-Anhängern und Nationalisten gegeben. Während des Wahlkampfes habe es über 70 Übergriffe gegen seine Partei gegeben, sagte Demirtas CNN Turk.

Agrarminister Eker kandidiert bei der Parlamentswahl am Sonntag in Diyarbakir für die islamisch-konservative Regierungspartei AKP. Eine zentrale Frage bei der Wahl ist, ob die HDP die Zehnprozenthürde überwindet. Sollte der prokurdischen Partei der Einzug ins Parlament gelingen, könnte Erdogans AKP ihre absolute Mehrheit verlieren.

Sollte die HDP den Einzug verpassen, könnte die AKP eine 60-Prozent-Mehrheit von 330 Sitzen erzielen. Diese Mehrheit ist erforderlich für ein von der AKP angestrebtes Referendum über eine Verfassungsreform. Ziel ist die Einführung eines Präsidialsystems mit Erdogan an der Spitze. Bislang ist der Ministerpräsident Regierungschef in der Türkei.

mhe/wit/dpa

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