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Linken-Parteitag Alles deutet auf Gysis Abschied hin

Tritt Gregor Gysi als Fraktionsvorsitzender der Linken ab? Am Sonntag wird sich der 67-Jährige erklären. Wer sich mit Genossen auf dem Parteitag unterhält, spürt: Die Zeichen stehen auf Abschied.
Gregor Gysi spricht in Bielefeld mit Katja Kipping: Gibt der Fraktionschef seinen Rückzug bekannt?

Gregor Gysi spricht in Bielefeld mit Katja Kipping: Gibt der Fraktionschef seinen Rückzug bekannt?

Foto: Oliver Berg/ dpa

Die Genossen halten dicht. Seit Tagen wird spekuliert, ob Gregor Gysi als Fraktionschef der Linken abtritt. Und obwohl mittlerweile einige Parteifreunde in dessen Pläne eingeweiht sind, spricht bislang niemand von ihnen öffentlich darüber.

Erklären will Gysi sich selbst am Sonntagmittag in einer Parteitagsrede, die wie ein Staatsgeheimnis behandelt wird. Wer sich allerdings am Samstag auf dem Parteitag in Bielefeld mit Spitzengenossen unterhält, bekommt den Eindruck, dass Gysi vor dem Absprung steht.

Viele äußern Verständnis für den 67-Jährigen. "Ich könnte verstehen, wenn es ihm irgendwann genug ist", ließ sich Fraktionsvize Dietmar Bartsch von "Zeit Online"  zitieren. Viele aus der Führung sagten ähnliche Sätze. Jene Genossen verweisen auf Gysis Alter, auf die Belastungen, die der Job als Chef einer streitverliebten Fraktion mit sich bringe.

Sie alle betonen, man müsse Gysis Zeitplan für die Verkündung respektieren. Er hatte die Spekulationen zuletzt in sehr vielen Interviews angefacht. (Hier lesen Sie die Hintergründe.)

Kontroverse über Rot-Rot-Grün

Konkret geht es darum, ob er im Herbst erneut als Fraktionschef antritt. In den letzten Wochen wurde in Partei und Fraktion wiederholt über den Fall eines Gysi-Abtritts diskutiert. Ganz gehen dürfte er allerdings selbst dann nicht. Mehrmals hat er betont, dass er im Bundestagswahlkampf 2017 mitmischen wolle. Er könnte als Spitzenkandidat antreten. Es gilt als Ziel Gysis, dass es im Wahlkampf eine rot-rot-grüne Option gibt.

In der Partei sind die Widerstände dagegen allerdings erheblich, etwa bei Sahra Wagenknecht. Sie trommelte auf dem Parteitag gegen rot-rot-grüne Planspiele und gegen die Nato. Wagenknecht könnte womöglich - auch wenn sie sich kürzlich erst dagegen aussprach - in einer Doppelspitze mit Bartsch von Gysi übernehmen.

Einige Genossen auf dem Parteitag waren indes das Warten auf Gysi leid. Die Bundestagsabgeordnete Inge Höger forderte, ihr Fraktionschef solle seine Rede auf den Samstag vorverlegen. Der spontane Antrag erhielt so viel Zustimmung, dass ausgezählt werden musste. 169 Delegierte stimmten für das Vorziehen, 241 dagegen.

Gysi wird seine Vorstellungen also wie geplant am Sonntagmittag der Welt offenbaren.